Pico de Teide (3718 m) - Der höchste Berg Spaniens
Die letzten Meter - 18 Jahre später
Breite: 28.269934° N
Länge: 16.639168° W
Pico de Teide Summit
Breite: 28.272779° N
Länge: 16.642355° W
28.03.2015 Die letzten fehlenden Meter am Pico de Teide (3718 m)
18 Jahre nach meinem unvollendeten Aufstieg zum Pico de Teide stehe ich wieder am Fuß des Berges. Im Jahr 1997 bestieg ich den Berg mit zwei Jugendfreundinnen auf dem Normalweg. Wir unterlagen damals der Fehlinformation aus einem Reiseführer, die besagte, dass nur Personen mit "Seilbahnaufstieg" ein "Gipfelpermit" benötigen. Die Nationalparkranger im Bereich der Gipfelstation belehrten uns eines besseren: Ausnahmslos alle Gipfelaspiranten - unabhängig von der Aufstiegsweise - benötigen ein Gipfelpermit. Dieses war damals nur durch persönliches Erscheinen im Nationalparkbüro in Puerto Cruz zu erhalten. Unser Aufstieg blieb 1997 unvollendet.
Im Rahmen einer Kanaren-Kreuzfahrt im März 2015 haben meine Familie und ich etwa 9 Stunden für einen Tagesausflug auf Teneriffa. Die Vorbereitungen waren im Februar schnell erledigt: Als erstes wurde der Mietwagen ab Kreuzfahrthafen reserviert. Danach kalkulierte ich die voraussichtliche Fahrtzeit zur Seilbahn am Teide, da die Gipfelpermits immer für einen Zeitraum von 2 Stunden vergeben werden. Ich reservierte mir auf der Webseite des Nationalparks ein Gipfelpermit für 13:00 bis 15:00 Uhr am 28.03.2015. Dann buchte ich noch ein Seilbahnticket ab 12:00 Uhr.
Der 28.03.2015 war ein trüber Tag in der Hafenstadt Santa Cruz de Teneriffa. Eine geschlossene Wolkendecke dämpfte die Erwartungen an die Bergfahrt. Die Übernahme des Mietwagens ging schnell und dank des mitgebrachten und vorprogrammiertem Navi konnte es gleich losgehen. Etwa 60 Kilometer ist die Auffahrt von Meereshöhe bis in die Caldera im Nationalpark Canadas del Teide weit. Im Nordteil der Insel fuhren wir auf etwa 500 Metern in die Wolken. Die Sicht sank auf etwa 80 - 100 Meter. Feucht hingen langen Flechten von den Laubbäumen herab und schufen eine eigentümliche Atmosphäre. Bei etwa 1100 m wurde es heller, kurz darauf fuhren wir durch strahlenden Sonnenschein. Wir waren über der Wolkendecke angelangt.
Im Bereich der Vulkancaldera wurde der Verkehr dichter. Reisebusse und Pkw kamen aus allen Richtungen in den Nationalpark. Gegen 11:15 Uhr hatten wir den schon gut gefüllten Parkplatz der Teide-Seilbahn erreicht. Ich machte mich "bergfertig" und verabschiedete mich von meiner Frau und Tochter, die einen kleinen Ausflug in der Caldera unternehmen wollten.
Mit meinem vorab gekauften "Internet-Ticket" konnte ich an der langen Warteschlange vorbei zu einem speziellen Schalter gehen, wo ich meine Fahrkarte ausgehändigt bekam. So schwebte ich um 12:05 Uhr in einer Kabine der Bergstation entgegen, die ich 5 Minuten später erreichte. Im kühlen Wind zog ich noch eine Softshell über, zückte mein Permit und ging zu den Nationalparkrangern am Eingangstor zum Gipfelweg. Es wurde wirklich genau kontrolliert. Selbst der Ausweis, welcher mit Seriennummer bei der Permitanmeldung angegeben wurde, mußte vorgezeigt werden. Dann öffnete sich für mich das Tor zu den obersten 180 Höhenmetern des Teide.
Der Gipfelweg war unschwierig. Der komplette Pfad ist aus vulkanischen Gestein angelegt und führt ohne technische Schwierigkeiten empor. Kurz ging es zwischen einer etwa einen Meter hohen Firnwand und der Felsflanke durch. In unschwierigen Serpentinen ging es weiter empor. Beim Erreichen des Gipfelkraters bekam ich Schwefelgeruch in die Nase. Aus mehreren Felsspalten stiegen Dampfwolken auf, ein Beweis für die noch nicht erloschene vulkanische Aktivität. Die letzten Meter zum höchsten Punkt ging es über den Kraterrand weiter. Ketten und Drahtseilgeländer sichern vor dem Verlassen des Gipfelpfades. Einige kleinere Felsen mußten unschwierig zu überstiegen werden, dann stand ich nach nur 20 Minuten Aufstieg am höchsten Punkt von Spanien.
Ungehindert schweifte der Blick in die Runde. Der Ostatlantik lag unter einer dichten Wolkendecke. Nur die höheren Gipfel der bergigen Kanareninseln ragten durch die Wolkendecke. Es ist immer ein besonderes Gefühl auf so einen allein stehenden Berg, so ganz anderes als auf einem Gipfel innerhalb einer Gebirgskette. Im Krater des Teide zeugten die gelben Schwefelflecken vom vulkanischen Ursprung dieses Berges. Etwa 15 Minuten blieb ich am Gipfel, bevor ich wieder den Abstieg begann. Der angelegte Pfad leitete mich in etwa 10 Minuten problemlos zurück zur Seibahnstation.
Mit der Seilbahn fuhr ich wieder Richtung Talstation. Die vorherige Gondel wurde in starken Windböen zeitweise angehalten. Dementsprechend froh war ich, als ich unten war. Es wäre blöd das Schiff zu verpassen. Meine Frau und Tochter waren auch schon wieder da. Die Fahrt zurück zum Hafen von Santa Cruz führte zuerst an kirmesartigen Verhältnissen vorbei: Auf Plastikplanen, Rettungsdecken und anderen Gebilden nutzen die Inselbewohner jeden kleinen Schneefleck in der Caldera für "Winterspiele". Etwa eine Stunde später gaben wir den Mietwagen wieder ab und gingen zurück aufs Schiff.
Gipfelpanorama:
- Bergwanderausrüstung mit Wetterschutz
- Sonnenschutz, Handschuhe, Mütze
- Höhenkrankheit, insbesondere bei schnellem Aufstieg mit Seilbahn
GPS-Trackansicht mit Google® Maps
Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 18:02:09 Uhr
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