Olymp (Oλυμπος 2918 m) - zum Sitz der griechischen Götter
Aufstieg auf Skala (2886 m), Mytikas (2918 m) und Skolio (2905 m)
Breite: 40,08621° N
Länge: 22,35858° O
Skolio (2905 m)
Breite: 40,08215° N
Länge: 22,34974° O
Gegen 13:15 Uhr verlasse ich den Parkplatz Prionia am Talende, wohin mich meine Frau im Rahmen unseres griechischen Kurzurlaubes mit dem Mietwagen gebracht hatte. Der erste Tag der Besteigung des griechischen Götterthrons führt bis zur Hütte Refuge A "Spilios Agapitos", wo ich eine Unterkunft reserviert habe.
Nach der Überquerung einer Bachbrücke geht es zunächst auf einem breiten Wanderweg in nur moderater Steigung durch dichten Laubwald nach Westen. Da dieser Anstieg zum Olymp Teil des Europäischen Fernwanderweges E4 ist, sind die Wegmarkierungen deutlich und unmissverständlich. Aufgrund der Regenfälle des Vortags ist es in dem Buchenwald dampfig-feucht.
Langsam geht es aufwärts, der Wald wird lichter und wird immer mehr von Bergkiefern dominiert. Nach etwa 90 Minuten und mehrfacher Querung trockener Bachläufe wird eine mit nur niedrigem Buschwerk bewachsene Bergflanke erreicht. Deutlich steiler geht es hier in Serpentinen empor. Im Hochsommer ist hier ein Aufstieg eher am späten Nachmittag empfehlenswert, da dieser Teil des Weges in der Mittagssonne liegt.
Die schon seit längerem auf einem Felsbalkon sichtbare Berghütte kommt näher. Einen steilen Lawinenzug quere ich auf einer Trittspur im harten Altschnee. Wenige Minuten später wird eine steinerne Weganlage erreicht, welche die letzten Meter zur Terrasse des Refuge A "Spilios Agapitos" auf 2100 m Höhe leitet, welche ich gegen 15:30 Uhr erreiche.
Ich checke bei der deutschsprachigen Wirtin ein und bin überrascht von den sehr sauberen und komfortablen Unterkunfts- und Waschräumen. Auf der Terrasse verbringe ich noch den Nachmittag mit schönen Tiefblicken nach Litochorio und die dahinter liegende Ägäis.
Am Abend wird es kalt, im Speisesaal brennt das Kaminfeuer. Neben Bergfreunden aus allen Alpenländern ist die Hütte heute im wesentlichen von einer groβen serbischen Wandergruppe bevölkert.
Gegen 7:15 Uhr breche ich nach dem Frühstück am nächsten Morgen auf. Nur noch vereinzelte Wolken umspielen die Gipfel des Olymp. Auf weiterhin gut gekennzeichnetem Weg steige ich an einem Bergrücken in Richtung Westen auf und überschreite auf etwa 2300 m endgültig die Baumgrenze. Auf 2500 m wird eine Weggabelung mit einem Hinweisschild erreicht: Ein schmaler Pfad führt über die Zonoria-Felsenbänder - teilweise über Altschneefelder - direkt zum Anstieg auf den Mytikas sowie zu einer Berghütte auf dem Muses-Plateau. Ich entscheide mich für den Aufstieg zum Skala, da von hier aus sowohl Mytikas als auch Skolio am einfachsten zu erreichen sind. Über weite Schuttflächen windet sich der Weg um die sanft gerundeten Bergflanken, steilt sich nochmals auf, bevor um 09:10 Uhr der Gipfel des Skala (2886 m) erreicht wird. Die umliegenden Altschneefelder und der kalte Wind lassen im Sonnenlicht eher an die Alpen als an die Mittelmeerhitze Griechenlands denken. Während einer kurzen Rast beurteile ich die Alternativen: Der Skolio (2905 m) ist nach Westen mittels einer einfachen Gratwanderung in etwa 15 Minuten erreichbar. Der Mytikas lockt mit Kletterei: Rot/gelbe Markierungen kennzeichnen die Route über den Kakoskala-Grat. Die Felsflanke bedingt absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, da ein Abrutschen unweigerlich zu einem langen Abgleiten über die Geröllflächen führt. Über die schrofige, teilweise aus lockeren Fels- und Steinblöcken bestehende Felsflanke steige ich zuerst zur Kazania-Kluft herunter, von der aus ein schöner Blick in die 400m Nordwand des Skolio besteht. Der Vorgipfel des Mytikas ist von hier in schönem Anstieg (Schwierigkeit: 1+ bis 2-) über eine plattige Felsrinne zu erreichen. Nach der Übersteigung des Vorgipfels ist dann in etwa 2 Minuten der Gipfel des Mytikas erreicht. Gegen 10 Uhr stehe ich auf dem mit einer blechernen Landesflagge geschmückten höchsten Punkt von Griechenland.
Etwa 15 Minuten geniesse ich den Blick auf die mittlerweile von Wolkenschleiern umgebenden Berggipfel des Olymp und auf die im Osten glitzernde Ägäis. Mittlerweile klettern einige Mitglieder der serbischen Wandertruppe über den Kakoskala-Grat. Zur Vermeidung eines Staus am Gipfel steige ich zum Skala zurück.
Da es noch recht früh ist, beginne ich die Wanderung zum Skolio. In leichter Höhenwanderung - nur am Ende etwas aufsteilend - wird um 11:35 Uhr dieser Gipfel erreicht. Von hier hat man einen sehr schönen Blick über die Westabbrüche der Olymp-Gipfelreihe über dem Tal der Meghana Kazania.
Nach wenigen Minuten trete ich den Abstieg ins Tal an. Auf dem Aufstiegsweg wird nach etwa 70 Minuten wieder das Refuge A erreicht, welches mittlerweile zum Tummelplatz von Jugendgruppen aller Balkanländer auf Tagesausflug mit mehr oder weniger passender Wanderkleidung geworden ist.
Nach einer Dose Cola beginne ich um 13:10 Uhr den 1000 Höhenmetern Abstieg nach Prionia. Das es deutlich wärmer als am Vortag ist, kann man den schwitzenden Gesichtern der aufsteigenden Wandergruppen ansehen.
Um 14:40 Uhr erreiche ich den Parkplatz von Prionia, wo mich das Basecamp-Team (Ehefrau und Tochter) mit dem Mietwagen erwartet.
Gegen 16:00 Uhr - 4,5 Stunden nach dem Verlassen des Skolio - tauche ich in das erfrischende Wasser der Ägäis ein.
- Hitze im Sommer
- Trittsicherheit und Schwindelfreiheit beim Gratübergang vom Skala zum Mytikas unbedingt erforderlich!
Topo 25 Mt Olympus www.mountains.gr
ISBN 978-960-8195-21-9
Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 18:00:53 Uhr
© J. Marretsch 2004 - 2024