Geldingadalir - Vulkan auf der Halbinsel Reykjanes in Island
Der Ausbruch dauerte vom 03.08. - 28.08.2022
Breite: 63.862986° N
Länge: 22.322448° W
Aussichtspunkt:
Breite: 63.897788° N
Länge: 22.256612° W
18.08.2022 - Vulkan Geldingadalir
Nach etwa 800 Jahren Ruhepause brach im März 2021 auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands der Vulkan Fagradalsfjall aus. Die verhältnismäßig leichte Erreichbarkeit der Ausbruchsstelle führte bis zum Ende des Ausbruchs im September 2021 zu einem starken Besucheransturm. Auch meine Familie und ich nutzten einen Urlaub in Island zu einem Besuch, hatten aber aufgrund der Wetterverhältnisse damals keine guten Sichtverhältnisse.
Nach einigen Wochen sich verstärkender Erdstöße brach am 03.08.2022 etwa 1,5 Kilometer nördlich des Fagradalsfjall ein neuer Vulkan mit einer etwa 250 m langen Spalte aus. Dessen Lava begann den Talgrund des Meradalir Valley zu bedecken. Der neue Vulkan wurde Geldingadalir benannt. In den folgenden Tagen verstopften Teile der Spalte, der Ausbruch konzentrierte sich an einer Stelle, wo sich ein klassischer Vulkankrater zu bilden begann.
Im Rahmen einer Urlaubskreuzfahrt plante ich kurzfristig den Landgang in der isländischen Hauptstadt Reykjavik um: Mit einem Mietwagen wollte ich auf die Halbinsel Reykjanes fahren und zu einem Aussichtspunkt in der Nähe der Ausbruchsstelle wandern, wobei die knapp bemessene Liegezeit des Schiffes ein striktes Zeitmanagement der gesamten Tour erforderlich machte.
Am 18.08.2022 gehörte ich um 10:00 Uhr mit zu den Ersten die das Kreuzfahrtschiff am Kreuzfahrtterminal in Reykjavik verliessen. Zügig legte ich die etwas über 2 Kilometer zur Mietwagenstation zurück, so dass ich bereits um 10:45 Uhr mein vorkonditioniertes Navi in Betrieb nahm und auf den Weg zur Halbinsel Reykjanes machte. Die Strecke war mir aber prinzipiell vom Urlaub 2021 in Erinnerung.
Bereits nach etwa 50 Minuten erreichte ich die planierten Parkplatzflächen entlang der Route Nr. 427, wo ich mittels Smartphone die Parkgebühr entrichtete. Der Weg zur neuen Ausbruchsstelle folgte im wesentlichen dem "Path A" benannten Weg zum westlichen Aussichtspunkt auf den Krater des Fagradalsfjall in 2021. Der erste Teil des Weges war im Stil von Dolomitenwanderwegen planiert und unschwierig. Nach etwa 1,5 Kilometern schwenkte er nach Osten und stieg in steiler werdenden Serpentinen auf den das Nathagi Valley im Westen begrenzenden Höhenzug empor. Nur wenige Meter neben dem Pfad verläuft der erkaltete Lavafluß vom September 2021. Der Pfad schwenkt nach Norden und steigt auf eine Hochfläche empor, wo er sich scheinbar zwischen Steinen und Felsbrocken verliert. Hier oben weht ein Nordwind mit etwa 80 Stundenkilometern, was bei etwa 8 - 10 Grad Lufttemperatur eine angepasste Kleidung erforderte. Nur wenige Tage zuvor wurde von hier eine völlig unterkühlte Familie mit dem Helikopter ausgeflogen, bevor ein Schlechtwettereinbruch für 3 Tage das fliegen unmöglich machte. Da dieser Bereich öfters in Wolken oder Nebel liegt wurden hier von den isländischen Rangern Baustellenblinklichter aufgestellt, welche bei schlechter Sicht die Richtung weisen.
Rechter Hand taucht der etwa 150 m große Krater des Fagradalsfjall auf, welcher seit September 2021 nicht mehr aktiv ist. Weiter führt der Weg über Trittspuren nach Norden und schwenkt nach etwa 80 Minuten in Richtung Osten. Jetzt steige ich in Richtung des Meradalir Valley ab, in einiger Entfernung steigen Rauchwolken auf. In diesem Bereich wird mittels Kleinbaggern wieder ein Wanderpfad angelegt um einen geordneten Zugang für Interessierte zu ermöglichen. Alles strebt in eine Richtung, plötzlich senkt sich das Gelände steil ab und im Talgrund wird der laut zischende Krater des Geldingadalir sichtbar.
Der komplette Talgrund des Meradalir Valley wurde in den letzten Tagen mit frischer und nur oberflächlich erkalteter Lava bedeckt. Ein Abstieg hierhin ist aufgrund des steilen Geländes wenig sinnvoll und eher gefährlich. Zudem ermöglicht der erhöhte Standort einen schönen Blick in das Innere des sich aufbauenden Kraters von etwa 25 m Durchmesser, dessen Wände in meine Richtung teils eingebrochen waren.
Etwa eine Stunde betrachte ich das Schauspiel des mit bis zu 50 Meter hohem Lavafontänen ausbrechenden Vulkans. Der starke Wind machte Foto und insbesondere Filmaufnahem ohne Stativ nicht einfach. Das Schauspiel ist wahrlich faszinierend, wobei man sich der potentiellen Gefahren etwa 250 m neben einem aktiven Vulkan immer bewusst sein muß. Der starke Nordwind trieb zumindest die austretenden Gase sofort auseinander und entfernt von den Zuschauern nach Süden weg.
Entlang der vom Hinweg bekannten Route kehre ich wieder zum Parkplatz zurück. Dabei zeigt sich, dass etwa 50 % der Interessierten aufgrund des starken Windes und unangepasster schon vor Kleidung schon vor dem Erreichen der Hochfläche ihr Ansinnen abbrechen.
Nach dem Erreichen des Parkplatzes fahre ich umgehend nach Reykjavik zurück und lege nach Abgabe des Mietwagens die letzte Strecke zum Kreuzfahrtterminal zu Fuß zurück, wo ich etwa 90 Minuten vor Abfahrt des Schiffes eintreffe.
Video:
Schwefelsäuredämpfe können Lunge und Atemwege schädigen.
Verbrennungen an heißer Lava.
Einbrechen an dünnen Lavakrusten.
Sturzverletzungen an scharfkantigem Lavageröll
GPS-Trackansicht mit Google® Maps
Letzte Aktualisierung am 10.01.2023 20:35:57 Uhr
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