Mount Kosciuszko (2228 m) - der höchste Berg des australischen Kontinents
Besteigung einer der Seven Summits (Auflistung nach Gary Ball)

Breite: 36.455830° S
Länge: 148.263520° O
- leichte Wander- oder Trekkingschuhe
- Funktionsbekleidung
- Kopfbedeckung, Sonnenbrille (100% UV-Filter)
- Fleecejacke (mit Windstopper!)
- Tages-Rucksack (ca. 35 - 40 Liter)
- Sonnenschutzmittel
06.02.2025 Besteigung des Mount Kosciuszko über den Main-Range-Track
Dieser Besteigungsbericht beschreibt ausdrücklich eine Sommertour. Die Tour ist bei winterlichen Bedingungen ungleich schwieriger und kann schnell zu einer ernsten Angelegenheit werden.
Am Tag zuvor bin von der australischen Hauptstadt Canberra in den Kosciuszko Nationalpark mit dem Wintersportort Jindabyne gefahren. Dort hatte ich in einer vorgebuchten Lodge ein schönes Quartier, Jindabyne bietet mit Restaurants und Geschäften alle notwendigen Annehmlichkeiten.
Nach dem Frühstück fahre ich von Jindabyne über die Kosciuszko Road in Richtung Charlotte Pass. Am Parkeingang zahle ich die Gebühr für einen Tagespass (2025: 17
AUS-$), der Beleg muß auf der Innenseite der Windschutzscheibe angeheftet werden. Vorbei am Wintersportort Perisher Valley erreiche ich nach etwa 40 Minuten Anfahrt das Ende der Straße am Charlotte Pass, wo ich mein Auto auf dem Seitenstreifen der Straße abstelle und meine Trekkingschuhe anziehe. Etwas südlich des Charlotte Pass sind auch Skilifte zu sehen, da dieses Gebiet auch das einzige Wintersportgebiet in Australien darstellt.
Am Charlotte Pass beginnen die längeren Wanderwege zum Mount Kosciuszko. Für den Anstieg habe ich mich für die Variante des Main Range Track entschieden, welche in einem großen Bogen entgegen dem Uhrzeigersinn
entlang der Wasserscheide von Nordosten zum Gipfel führt. Für den Abstieg plane ich den etwas kürzeren Normalweg, der als nicht asphaltierter Teil der Kosciuszko Road ab Charlotte Pass noch bis 1982 eine Anfahrt über 9 Kilometer bis etwa 900 m vor dem Gipfel ermöglichte. Dies ist seither aus Umweltschutzgründen verboten.
Der Aufstieg beginnt mit einem Höhenverlust: Die Tour startet mit einem steilen Abstieg in das Tal des Snowy River welcher im Talgrund über einige im Bachbett liegende Felsblöcke gequert wird. Der an den Osthängen des Mount Kosciuszko entspringende Snowy River ist einer der Hauptflüsse in New South Wales und fließt über etwa 400 Kilometer nach Südosten bis er sich in den Pazifischen
Ozean ergießt.
Grob Richtung Nord-Nord-West steigt die gut ausgebaute Weganlage über 3 Kilometer und 300 Höhenmeter in Richtung der Kammlinie der Great Dividing Range an. Die Landschaft lässt mich nicht an Australien sondern an die sanften Hügelflächen der schottischen Highlands oder des schwedischen Fjäll denken. Während des australischen Sommers und bei strahlendem Sonnenschein liegen die Temperaturen bei etwa 20° Celsius. Kurz vor dem Erreichen des Hauptkamms wird ein kleiner Sattel erreicht. Nach Osten gehe ich nach einer kurzen Rast
etwa 400 m leicht abwärts bis zu einem schönen Ausblick auf den zwischen den Bergen eingebetteten Blue Lake. Von hier ergeben sich auch beeindruckende Ausblicke auf die im Nordwesten liegenden Höhenzüge der Snowy Mountains und der dahinter liegenden Tiefebene.
Nach Westen steigt der Main Range Track in leichter Steigung noch etwa 100 Höhenmeter zur Kammlinie an, welche am Carruthers Peak (2145), dem siebthöchsten Gipfel Australiens einen ersten Gipfel erreicht. Der Weg biegt hinter der Gipfelkuppe leicht nach Norden und abfallend ab. Auf etwa 2050 m folgt ein 90°-Schwenk nach Westen. Kurz danach führt der Weg auf einen aufgeständerten Kunstbau: Ein aufgeständerter Eisenrostweg schützt über etwa 3 Kilometer die darunter liegende empfindliche Vegetationsdecke und zieht sich als markanter, rostroter Bandwurm durch die Landschaft.
Etwa auf Höhe des rechts im Tal liegenden Albina Lake führt der Gitterweg wieder auf einen Bergpfad über, der sich durch die felsige Westflanke des Mount Northcote (2131 m) schlängelt. Kurz danach öffnet sich das Terrain zur weiten Fläche des Muellers Pass. Im Südwesten ist die sanfte Gipfelkuppe des Mount Kosciuszko (2228 m) zu sehen, sowie der von Süden heraufziehende Verlauf des Normalweges. Der Pfad steigt im weiteren Wegverlauf gleichmässig, teilweise unterstützt von Treppenstufen über etwa 200 Höhenmeter an, bevor er den Hauptpfad in der Nordflanke des Mount Kosciuszko erreicht.
Rechts abknickend auf wieder breit ausgebautem Weg geht es gleichmässig steigend Richtung Südwesten bevor gegen den Uhrzeigersinn die Gipfelkuppe umrundet wird. Von Südosten kommend wird dann der Gipfel mit seinem gemauerten Gipfelpylon erreicht.
Während der bisherige Aufstiegsweg über den Main Range Track relativ einsam war, wurde es auf den letzten 900 Metern schon belebter. Am Gipfel erwartete mich dann die Ansammlung von etwa 50 Schülern mit Ihren Lehrern, welche neben Einzeltouristen und Familiengruppen den Normalweg für Ihren Klassenausflug genommen hatten. Trotzdem war der 360° Rundblick über die Gipfelwelt der Snowy Mountains sehr beeindruckend. In diesem Teil des Gebirgszuges versammeln sich alle über 2000 Meter hohen Gipfel des australischen Kontinents. Jeweils im Nordwesten und
Osten ließ sich erahnen, das die Gebirgskette sich hier relativ schnell in die Tiefebene im australischen Inland und an der Pazifikküste absenkt. Trotzdem läßt dieses "zivilisierte" und für jedermann erreichbare Wanderparadies auf einen der begehrten 7-Summits keinen Vergleich mit den Gipfeln und Bergabenteuern von Kilimanjaro oder Aconcagua zu.
Nach etwa 50 Gipfelminuten begebe ich mich an den Abstieg: Entlang des Aufstiegweges gehe ich wieder um die Gipfelkuppe herum. Am Abzweig zum Main Range Track folge ich aber der Beschilderung zum Charlotte Pass und bleibe auf dem Hauptweg.
Nach etwa 1800 Metern wird am Rawson Pass das Ende der bis 1982 genutzten Gravel Road erreicht. Hier zweigt nach rechts auch der Normalweg Richtung des Skiortes Thredbo ab. Nach links geht es über etwa 3 Meter breite Gravel Road weiter Richtung Charlotte Pass. Nach etwa 3 Kilometern kommt man über diesen Summit Walk an der Seamans Hut vorbei. Dieser Notshelter hat vor allem im australischen Winter schon einigen Bergsportlern das Leben gerettet hat und erinnert an den Tod von 2 Skifahrern im Winter 1928.
Die staubige Oberfläche der Straße, sowie die hier vermehrt auftretenden Stechfliegen waren dann ein eher ungemütliche Begleiterscheinungen auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt der Tour. Die Fliegen waren besonders im Bereich der Talsenke und der Brücke über den Snowy River nervig, da hier kaum ein Wind wehte. Im weiteren Verlauf des Rückwegs entlang der Nordseite der Kangaaroo Ridge sorgte der meist vorhandene Wind für eine nahezu fliegenfreie Wanderung.
Nach etwa 2 Stunden waren die 9 Kilometer Abstieg in meist geringem Gefälle zurück gelegt. Hinter dem Abzweig zum Normalweg nach Thredbo waren nur noch vereinzelte Wanderer auf dem Summit Walk unterwegs. Am Charlotte Pass erwartete mich dann eine Autoansammlung wie auf einem oberbayrischen Wanderparkplatz und der im Aufbau befindliche Zielbereich eines Bergradrennens, so dass ich zügig mit dem Mietwagen zur Unterkunft im 40 Kilmeter entfernten Jindabyne fuhr.
Die beschriebene Rundtour auf den Mount Kosciuszko stellt bei sommerlichen Bedingunegn keine bergsteigerische Heruasforderung dar. Aufgrund der Weglänge sollte für die gewählte Tour aber eine gewisse körperliche Grundkondition vorhanden sein.
Gipfelvideo:
Diskussion:
Ist der Mount Kosciuszko ein Berg der 7 Summits?
Der US-Amerikaner Dick Bass gilt offiziell als erster Mensch, der alle "Seven Summits" im Jahre 1985 mit der Besteigung des Mount Everest besteigen konnte. Bass benennt in seiner Liste den Mount Kosciuszko (2228 m) als höchsten Berg des australischen Festlands und prägte die sogenannte "Bass-Liste". Der Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner folgte einer anderen Auffassung über die geografische Ausdehnung der australischen Kontinentalmasse. In dieser zählte der Puncak Jaya (Carstensz-Pyramide, 4884 m) auf der nördlich Australien gelegenen Insel Neuguinea zu den Seven Summits. Dies prägte den Begriff "Messner-Liste". Diese deutlich schwierigere Variante vollendete der Kanadier Patrick Morrow als erster im Jahr 1986, vier Monate vor Reinhold Messner.
Meine eigene Besteigung des Mount Kosciuszko soll keine Festlegung auf die Richtigkeit der einen oder anderen Liste sein. Ein Besteiger der Carstensz-Pyramide wird sicherlich auch den Mount Kosciuszko "schaffen", der vor allem im Sommer keine bergsteigerischen Herausforderungen darstellt. Dementsprechend halte ich beide "Listen" als akzeptabel für die Besteigung der 7 Summits.
Eine ähnliche Diskusssion findet auch immer wieder bezüglich des höchsten Berges Europas statt: Die Diskussionen über die geografisch/geologische Grenze zwischen Europa und Asien im Bereich des Kaukasus-Gebirges ist hier von Bedeutung, welche den Elbrus dann jeweils als Bestandteil von Europa oder Asien ansieht. Hier besteht ein überwiegender Konsens in welchem der Elbrus als höchster Berg Europas anerkannt wird.
Karte:
CMA Tourist Map
The Snowy Mountains, Kosciuszko National Park, ski areas, lodges, Jindabyne
Ne South Wales Department of Information Technology and Management, Land Information Centre, 1999
GPS-Trackansicht mit Google® Maps
Letzte Aktualisierung am 31.03.2025 15:21:36 Uhr
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