Galdhøpiggen (2469 m) - der höchste Berg von Norwegen
Erst nach dem starken Abschmelzen der Eiskappe des Glittertinden (2465 m) wird der Galdhøpiggen offiziell als höchster Berg angesehen.
Länge: 8,31247° O
Im Rahmen eines Norwegenurlaubs war die Besteigung des höchsten Berges von Nordeuropa geplant:
Von unserer Unterkunft in Lom war nach wenigen Kilometern westlich über die Nr. 55 die Mautstraβe nach Süden ins Visdalen erreicht. Über 18 Kilometer steigt die landschaftlich schöne, groβteils einspurige Straβe zur Bergunterkunft Spiterstulen auf 1100 m empor. Maut und Parkgebühr (50 NOK in 2009 für Pkw) werden an der Rezeption im Hauptgebäude von Spiterstulen bezahlt.
Um 08:00 Uhr geht es los: Nach Überquerung einer Bachbrücke beginnt mit der Durchquerung eines Zeltplatzes der Aufstieg zum Galdhøpiggen. Eine deutliche Pfadspur führt - regelmäβig mit roten "T"-Symbolen markiert - steil aus dem Talgrund heraus. Schon nach etwa 20 Minuten ist die Baum- und Strauchgrenze an der Abzweigung zur Bergunterkunft Yuvvasshytta erreicht. Der Pfad wendet sich nach links und zerfällt immer wieder in verschiedene kleinere Pfadspuren, die an markanten Punkten wieder zusammenlaufen. Nochmals steilt sich der Hang auf und über grobes Blockwerk wird eine Höhe von etwa 1850 Metern erreicht. Der Ausstieg aus dem Visdalen-Talgrund ist geschafft. In nur noch mäβiger Steigung geht es weiter nach Westen, erste Schneefelder werden gequert.
Der Pfad strebt einem im Westen zwischen zwei Gletscherfeldern aufsteigenden breiten Gratrücken entgegen. Hier beginnt der eigentliche Aufstieg zum Galdhøpiggen. Die Schneefelder gehen in Blockwerk über, die markierte Spur geht teilweise knapp an den steilen Nordabbrüchen des Grates entlang. Der Aufstieg zum ersten Vorgipfel - Svellnose (2272 m) - endet auf einem flachen Gipfelplateau. Zum ersten mal ist - hinter dem zweiten Vorgipfel Keilhaus top (2355 m) - der Hauptgipfel des Galdhøpiggen zu sehen.
Nach kurzer Rast geht es weiter: Etwa 50 Höhenmeter werden bis zum Sattel zwischen Svellnose und Keilhaus top verloren. Recht steil geht es dann auf markiertem Steig den schmalen Felsgrat zum Keilhaus top hoch. Das rechts liegende Firnfeld kann später für den zügigen Abstieg genutzt werden. Nach Süden bricht der Grat etwa 150 - 200 Meter zum Gletscher Svellnosebrean ab.
Auf dem Gipfel des Keilhaus top (2355 m) ist man fast oben. Nochmals geht es etwa 70 Höhenmeter einen blockigen Felspfad runter, quert einen breiten Schneesattel und beginnt den letzten Anstieg: Über breite Firnfelder und kleinsplittrige Schutthänge steigt man in einem weiten Rechtsbogen zu der Gipfelhütte und dem Gipfelzeichen empor.
Um 11:35 Uhr erreiche ich den höchsten Punkt Norwegens. Zwar ist der Gipfel nicht in Wolken gehüllt, doch wird die Fernsicht durch Wolkenbänke gehindert, die über den umliegenden Tälern auf etwa 2200 m Höhe liegen. So ist ein Blick auf den zweithöchsten Berg Norwegens, dem Glittertinden (2465 m) im Osten nicht möglich. Trotzdem fühlt man sich inmitten der umliegenden Gletscher fast wie auf einem alpinen 4000er. Die deutlich "dickere" Luft auf knapp 2500 m und der Blick auf das GPS zeigt, das dieses Landschaftsbild aber auf den gegenüber den Alpen um 15 Grad höheren Breitengrad zurückzuführen ist.
Da sich gegen 12:00 Uhr die 30er Seilschaften (!) der geführten Touren von Yuvvasshytta über den Styggebrean ankündigen, beginne ich meinen Platz am Gipfel zu räumen. Der Abstieg führt über den Aufstiegsweg zurück, so daβ keine Überraschungen zu erwarten waren. Trotz der Gegenanstiege zu den beiden Vorgipfeln konnten die Firnfelder jetzt zum schnellen Abstieg genutzt werden.
Überraschend war die groβe Anzahl von Gipfelaspiranten, die um die Mittagszeit noch auf halbem Aufsstiegweg waren. Zwar gibt es um diese Jahreszeit kaum Probleme mit abendlicher Dunkelheit, doch erscheint mir ein später Aufstieg angesichts der in der Sonne teilweise knietief aufgeweichten Firnflächen unnötig mühevoll.
Nach dem letzten Firnfeld geniesse ich für etwa 20 Minuten die norwegische Mittagssonne bei einer ausgiebigen Rast. Danach bringe ich die steilen Serpentinen des Abstiegs in den Talgrund Visdalen hinter mich und erreiche gegen 14:35 Uhr das Areal des Berghauses Spiterstulen.
Insgesamt eine sehr schöne Tour, welche nicht unbedingt im Standardtourenprogramm eines alpinen Bergsteigers zu finden ist. Für Mitteleuropäer ist diese Bergregion immer noch eine Art Geheimtipp und bietet noch viele Touren unterschiedlicher Ausrichtung.
Utgjeve 2005, Kartblad 1518 II,
Galdhøpiggen, 1:50000
Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 18:01:50 Uhr
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