Rock of Gibraltar (426 m) - der höchste Fels im britischen Überseegebiet
Der Aussichtsbalkon über der Straße von Gibraltar
Länge: 5,34300° W
- Parken ist auf der spanischen Seite der Grenze deutlich preiswerter.
- Sehr gut ausgebaute Fußwege und Busliniensystem.
- Trotz britischer Umsatzsteuerfreiheit sind Elektromikartikel (z.B. Fotoapparate und Smartphones) im deutschen Großhandel meist preiswerter.
28.01.2013 Rock of Gibraltar
Nach der "Befahrung" des höchsten Festlandsgipfels von Portugal soll das Highlight meines iberischen Wochenendes der Aufstieg auf den höchsten Felsen des britischen Überseeterritoriums Gibraltar werden. Nach einer Übernachtung in einem Hotel in Los Barrios fahre ich am Morgen zu einem Großparkplatz in La Linea de la Conceptión, der letzten spanischen Stadt vor dem Grenzübergang nach Gibraltar. Aufgrund der räumlichen Enge in Gibraltar sind Parkplätze dort sehr rar und teuer.
Es sind nur wenige Meter entlang der Uferpromenade bis zu einem Kreisverkehr, wo der Abzweig nach Gibraltar beginnt. Wenige Meter später gehe ich durch den Grenzübergang und befinde mich im britischen Überseegebiet Gibraltar. Nach wenigen Metern gibt es ein Kuriosum: Die vierspurige Straße sowie dazu gehörige Fuß- und Radwege queren die Rollbahn des Flughafens von Gebraltar. Bei Starts und Landungen wird mittels Ampelanlagen der Verkehr gestoppt. Direkt hinter dem Flugplatz beginnt der Stadtbereich, obwohl britisch wird hier jedoch der kontinentale Rechtsverkehr beibehalten.
Ich verlasse die viel befahrene Hauptstraße und betrete durch ein altes Stadttor das historische Zentrum der Stadt. Alte, ehemals von Miliär genutzte Lagerhäuser am Grande Casemates Square beherbergen jetzt Cafes und Souvenirläden. Die Main Street, eine schmale Fußgängerzone, beherbergt eine große Zahl von Elektronik-, Mode- und Spirituosenläden. Als Zollausschlußgebiet ist die Stadt beliebtes Einkaufsziel für Spanier und die Touristen der Costa del Sol.
Vor der Stadtbesichtigung widme ich mich dem Ziel der Reise, der Besteigung des "Rock of Gibraltar": Nach Osten steige ich den ersten größeren Treppenaufgang auf, bis ich auf eine breite Straße (Willis´s Road) treffe. Dieser in Serpentinen ständig steigenden Straße folge ich. Vorbei an dem ehemaligen Gefängnis des Moorish Castle mit seinem wehenden Union Jack wird in einer Kehre auf die Signal Station Road gewechselt, welche in Richtung Bergstation der zum Upper Rock führende Seilbahn führt. Der Blick auf die unter mir liegende Stadt sowie die Bucht von Algeciras wird immer beeindruckender. Im Süden sind im Dunst erstmals die Küstengebirge von Marokko erkennbar.
Noch ein paar Serpentinen bis zur Kammlinie. Auf der Steinmauer am Straßenrand sitzt ein schläfriger Berberaffe, der mich keines Blickes würdigt. Kurz danach ist der Gipfelbau mit Seilbahnstation und touristischer Infrastruktur erreicht. Eine Kolonie Berberaffen wird hier mit Massen von Rohkost angefüttert, so brauchen sich die Touristen auf der Suche nach den Affen nicht zu weit von den Läden an der Bergstation entfernen. Die Ausblicke in die steilen Ostabstürze sind beeindruckend. Nach Norden wird noch ein Gipfel von einer militärischen Radaranlage beherrscht, dahinter lockt das spanische Hinterland. Nach Süden wird der Blick in Richtung der Straße von Gribraltar und Marokko immer besser. Jetzt folge ich der Kammlinie Richtung Süden zur O´Hara Batterie, deren mächtige Geschütze im 2. Weltkrieg die Meerenge behherrschten. Ein kurzes Stück folge ich der St. Michael Road, von der in einer Einsattelung des Kammverlaufs der Douglas Path abzweigt. Dieser sandige Pfad führt entlang Relikten von militärischen Befestigungsanlagen nahe der Kammlinie nach Süden.
Nach Zahlung von 4 € Eintritt (2013) kann auf der O´Hara Road das Gelände der von einem privaten Verein restaurierten Geschützstellung betreten werden. Das südliche Geschütz mit Kaliber 9,2 Inch (~ 23,4 cm) bildet das markante südliche Ende der Kammlinie des Rock of Gibraltar. Ich bin am Gipfel und geniesse den Blick auf den regen Schiffsverkehr in der Straße von Gribraltar.
Beim Blick über die Kammlinie nach Norden ist eine etwas höhere Erhebung in der Gratlinie zu erkennen, welche mit einer Antennenanlage "geschmückt" ist. Dort will ich auch hin. Ein wenig geht es über die O´Hara Road nach Norden, dann stehe ich an einer Sperre: MOD (Ministry of Defence), dieser Teil des Gipfelgrates ist militärisches Sperrgebiet und nicht zugänglich. Hier geht es nicht weiter und vom tiefer gelegenen Douglas Path ist auch keine Aufstiegsmöglichkeit durch den Hangbewuchs zu erkennnen.
Der komplette Gipfelgrat des Rock of Gibraltar ist im Rahmen der militärischen Befestigungen des 2. Weltkrieges in großen Abschnitten betoniert und mit Geschützstellungen sowie Unterständen versehen an denen der Zahn der Zeit nagt. Ein Zeugnis der strategischen Bedeutung dieses Standortes an der Meerenge von Gibraltar. Nach längerer Gipfelrast beginne ich meinen Abstieg. Dazu wähle ich die Mediterranean steps: Eine steile und betonierte Stufenfolge führt die steilen Ostabstürze des Rocks herab und um die südlichen Ausläufer des Höhenzuges herum. Immer wieder ergeben sich schöne Ausblicke auf die Meerenge und die gegenüber liegenden Küstengebirge in Afrika.
An der St. Michael Cave leitet der Fußpfad auf die geteerte Engineers Road über, die mich in gleichmäßigem Gefälle zurück in das Stadtzentrum Gibraltars führt.
Gemütlich schlendere ich am frühen Nachmittag durch die in der Nebensaiaon angenehm ruhigen Straßen und die Fußgängerzone in der Main Street. So läßt sich ein Wintertag bei kanpp 20°C unter Orangenbäumen aushalten. Dann geht es wieder nach Norden: Nach der Überquerung der Rollbahn des Flughafens reise ich wieder nach Spanien ein und bin wenige Minuten später bei meinem Mietwagen. Es folgt die Fahrt entlang der Costa del Sol nach Malaga.
Anmerkung:
Natürlich ist das britische Überseeterritorium Gibraltar kein eigenständiger Staat in klassischer Auslegung der Definition. Aufgrund der besonderen geopolitischen Situation und der ungelösten Streitigkeiten über den Status von Gibraltar zwischen Spanien und Großbritannien führe ich dieses Gebiet aus dem unpolitischen Blickwinkel des Bergsteigers als eigenständiges Gebiet in Europa.
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