Kempsenkogel (3090 m)
Über den Gleiwitzer Höhenweg zum nördlichsten 3000er in Europa
Breite: 47,19369° N
Länge: 12,74766° O
1. Tag - 04.08.2012 Anfahrt und Hüttenaufstieg
Nur zwei Stunden dauert die Fahrt von Oberbayern über schöne Nebenstraßen zum Zeller See. Von hier sind es nur noch wenige Kilometer in Richtung Großglockner-Hochalpenstraße. Im Ort Fusch ist gegenüber des Gasthofs "Lampenhäusl" der Hüttenparkplatz der Gleiwitzer Hütte.
Vom Parkplatz führt der Anstieg zuerst auf breitem Wanderweg in steilen Serpentinen in das bewaldete Hirzbachtal hinein. Schnell gewinnen wir an Höhe, bis nach etwa 2 Stunden der Hirzbach auf einer Holztreppe überquert wird.
Im weiteren Wegverlauf öffnet sich der grasige Talboden der Hirzbachalm, der im Hintergrund vom Hohen Tenn (3368 m) und Bauernbrachkogel (3125 m) abgeschlossen wird. Über den steilen Grashängen im Westen ist erstmalig die Gleiwitzer Hütte (2174 m) zu erkennen, bis dahin sind es aber noch fast 500 Höhenmeter
Kurz hinter der unbewirtschafteten Hirzbachalm wird der Weg zu einem schmalen Pfad. Einige Bäche werden gequert, dann geht es in gleichmäßigen Serpentinen den Hang empor. Nach 3,5 Stunden ist das Tagesziel erreicht. Auf eine freundliche Begrüßung durch die Hüttenwirtin folgt das Beziehen der reservierten Lager. Aufgrund eines fehlerhaften Bergwetterberichts - der schlechtes Wetter ankündigte - wurden kurzfristig 18 Reservierungen storniert. So gibt es einen gemütlichen Abend in der leeren Gaststube mit nur 3 Übernachtungsgästen.
2. Tag - 05.08.2012 Aufstieg zum Kempsenkogel und Heimfahrt
Um 6 Uhr früh werden wir bei fast wolkenlosem Wetter geweckt. Es kündigt sich ein schöner Bergtag an. Da wir im Abstieg wieder hier vorbei kommen, lassen wir unnötiges Gepäck auf der Gleiwitzer Hütte.
Nach dem Frühstück beginnen wir unseren Aufstieg auf dem Gleiwitzer Höhenweg. Etwa 1 Stunde folgen wir dem schmalen Bergpfad in den steilen Grashängen ohne nennenswerte Höhendifferenz nach Süden. Dann erreichen wir einen kleinen Talboden, über den sich der Pfad einer markanten Einsattelung in einem Felsgrat nähert. Nach der Querung eines kleinen Schneefeldes stehen wir unter der steilen Felsrinne, die zur Unteren Jägerscharte (2514 m) führt. Mit angelegtem Klettersteigset ist diese etwa 15 m hohe, gut versicherte Steilrinne (durchgehendes Stahlseil und Trittbügel) in wenigen Minuten erklommen.
Der weitere Verlauf zur Oberen Jägerscharte (2735 m) folgt zuerst einem schönen Grat und quert dann steile Grashänge, bis nach insgesamt 2,5 Stunden die Obere Jägerscharte erreicht wird, Hier bietet sich die Einsattelung zur Rast an. Beeindruckend ist von hier das Panorama in die Bergwelt der Hohen Tauern und die Tiefblicke auf die Kapruner Stauseen. Einzig die Installationen auf dem Skigebiet am Kitzsteinhorn (3203 m) verderben diesen Eindruck.
Der nachfolgende Aufstieg zum Kempsenkogel verläuft zumeist unschwierig entlang der Gratlinie. Das nahezu durchgehend ausgeführte "Stahlseilgeänder" ist zwar eine gute Sicherungsmöglichkeit, stellt aber bei Gewitter ein großes Sicherheitsrisiko dar. Der Gleiwitzer Höhenweg sollte nur bei stabiler Wetterlage begangen werden.
Ohne große Schwierigkeiten nähert man sich den letzten Steilaufschwüngen zum Kempsenkogel, einzig die merklich dünnere Luft verlangsamt nun die Schritte.
Wenige Meter unter dem Gipfel wird der Abzweig zum Stausee Moserboden und Heinrich-Schweiger-Haus passiert. Kurz darauf stehen meine Bergkameradin Monika und ich auf der blockigen Gipfelkuppe des Kempsenkogel (3090 m), dem nördlichsten 3000er Europas.
Da wir heute noch ins Tal absteigen wollen, verzichten wir auf den weiteren Aufstieg zum Hohen Tenn (3368 m). Nach einer kurzen Gipfelrast mit Ausblick auf die umliegende Bergwelt beginnen wir mit der ersten Etappe des Rückweges: Der Abstieg zur Gleiwitzer Hütte. Routiniert geht es entlang der Drahtseilpassagen über Obere Jägerscharte zur Unteren Jägerscharte. An deren Fuß beginnt wieder der einfache Höhenweg zur Gleiwitzer Hütte, wo wir zur Mittagsrast einkehren.
Kurz nach Beginn des Talabstieges beginnt es oberhalb der Hirzbachalm zu regnen. Während am Hohen Tenn ein schweres Geitter hängt, gehen wir nur durch leichten Regen. Die Entscheidung zur Beendigung der Tour am Kempsenkogel war also (gold-)richtig (das Wortspiel paßt angesichts der gerade stattfindenden Olympischen Sommerspiele in London). Unser Weg führt beim Abstieg ins Hirzbachtal direkt in einen schönen Regenbogen hinein. Der restlichen Abstieg führt auf bekanntem Weg durch den Wald steil zum Parkplatz nach Fusch hinunter, den wir nach fast 2300 Höhenmetern im Abstieg gegen 18:00 Uhr erreichen.
Fazit: Der Gleiwitzer Höhenweg ist eine außergewöhnliche interessante Tourenmöglichkeit, ich werde sicherlich nochmals hierher zurück kommen und die Tour bis zum Hohen Tenn vollenden.
- Berg- oder Trekkingschuhe
- Klettergurt, evtl. Klettersteigset
- Kleidung entsprechend Jahreszeit und Witterung
- (Tages-) Rucksack, ca. 35 - 40 Liter
- Hüttenschlafsack
- evtl. Teleskopstöcke
Literatur:
ALPIN 08/2012, Seite 44 - 49
Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 18:47:48 Uhr
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