Klettersteigwochenende in den Sextener Dolomiten
3 Klettersteige rund um Sexten
Breite: 46,63041° N
Länge: 12,31509° O
- Schartenweg
- Strada degli Alpini / Alpinisteig
24.09.2011 Fischleinbodenhütte - Drei-Zinnen-Hütte - Paternkofel - Zsigmondy-Comici-Hütte
Nach der Anfahrt aus Oberbayern erreichen meine Begleiterin Monika und ich den Ort Sexten in Südtirol. Nach einem kleinen Frühstück fahren wir noch weiter in das Tal des Fischleinbodens und stellen das Auto am großen Parkplatz der Fischleinbodenhütte ab.
Vom Parkplatz geht es auf dem breit ausgebauten Wanderweg Nr. 103 durch den sogenannten Fischleinboden zur Talschlußhütte. Dort folgt man dem Abzweig auf Weg Nr. 102 zur Drei-Zinnen-Hütte. Der Weg ist nun deutlich schmaler und kontinuierlich ansteigend. Beeindruckend ist der Blick auf die etwa 60.000 m³ Geröll, welche am 12.07.2007 in einem gigantischen Felssturz aus der Flanke des Einserkofels gebrochen waren.
Weiter ansteigend weitet sich dia Aussicht: Neben den Blick auf den Paternkofel wird auch der Toblinger Knoten sichtbar. Alte Militärsteige des Ersten Weltkrieges sind auch hier zu Klettersteigen ausgebaut worden. Wir werden an diesem Wochenende immer wieder Zeugen der Kämpfe an der Dolomitenfront im 1. Weltkrieg finden. Die meisten Wanderwege und Klettersteige dieses Gebietes nutzen die Relikte der alten Militärsteige als Routengrundlage.
Auf Höhe der kleinen Bödenseen ist erstmals die Drei-Zinnen-Hütte im Blick, welche wir auf deutlich flacher werdendem Weg dann 2,5 Stunden nach Aufbruch erreichen.
Das letzte Wochenende der Bewirtschaftung der Hütte nutzen noch viele Gäste, um den berühmten Anblick der Nordwände der Drei Zinnen zu geniessen.
Nach der Mittagspause beginnt für uns der ernstere Teil des Tages: Auf schmalem Pfad wandern wir zur markanten Felsformation des Frankfurter Würstel unterhalb des Nordwestgrates des Paternkofels. Hier legen wir unsere Klettersteigausrüstung an. Danach tauchen wir in die 400 m lange Galleria ein. Steil ansteigend führt diese Stollenanlage aus dem 1. Weltkrieg bis zur Gamsscharte empor. Von hier zweigt der Gipfelweg zum Paternkofel ab. Weitere 50 Höhenmeter werden an Stahlseilsicherungen in mäßiger Schwierigkeit erklommen. Die restlichen Meter folgt man den vielen Steigspuren in langsam flacher werdendem Gelände bis das große Gipfelkreuz gegenüber den Drei Zinnen erreicht ist.
Nach kurzer Pause steigen wir wieder in die Gamsscharte ab. Von hier folgen wir einem als Schartenweg oder Sentiero delle Forcelle benannten Klettersteig nach Osten. Dieser Weg folgt den Stellungsbauten an diesem Höhenzug. Etwa 1 Stunde geht es in dieser kurzweiligen Steiganlage in nur leichter Schwierigkeit weiter, bevor der Klettersteig auf einem breiten Grasrücken in einen Wanderweg übergeht. Dieser Weg Nr. 7 führt zum Büllelejoch mit seiner gleichnamigen kleinen Berghütte. Von hier leitet der Pfad über den breiten Felsriegel des Obernbachernjochs (2519 m) und danach steil hinunter zur Zsigmondy-Hütte unterhalb der Berge der Sextener Sonnenuhr. Die Hütte erreichen wir gegen 18:15 Uhr, wo wir unser reserviertes Lager beziehen. Nach 28 Jahren bin ich wieder an der Hütte, in der ich 1983 meine erste Hüttenübernachtung in den Alpen erlebte.
25.09.2011 Zsigmondy-Comici-Hütte - Alpinisteig - Fischleinbodenhütte
Nach dem Frühstück wandern wir zuerst auf Weg Nr. 101 leicht ansteigend Richtung Giralba-Joch. Etwa auf Höhe des Abzweigs zur Hochleist (2413 m) geht es dann in einem weiten Linksbogen wieder in Richtung Norden. Zuerst breite Felsabsätze querend erreicht der Weg – welcher sich nun Strada delle Alpini nennt – schließlich die Felsabstürze des Elferkofels. Hier beginnen dann auch die Seilversicherungen und das Klettersteigset wird angelegt.
Auf den natürlichen Felsbändern verläuft der Klettersteig in zuerst nur geringen Höhenunterschieden nach Norden, wobei Schluchten und Einschnitte dabei „mitgenommen“ werden. Am berühmtesten ist hier das Busento. Dieser tiefe und schattige Felseinschnitt ermöglicht schöne Bildvariationen aus Schatten und Licht und eine klassische Impression des Alpinisteiges. Im innersten Teil dieses Felseinschnitts ist ein ganzjährig vorhandenes Eiscoloir zu queren. Dieser Wegabschnitt ist großteils gebückt zu begehen, da hier Teile des Steiges in die Felsen gesprengt wurden und nur etwas über einen Meter hoch sind. Der Nutzen eines Helmes wird hier jedem klar. Über Felsbänder und kleinere Felsstufen führt der Klettersteig in moderater Schwierigkeit weiter durch die Westflanke des Elferkofels. Gelegentlichen Gegenverkehr kann man zumeist ohne große Zeitverluste vorbeilassen. In den Ferienzeiten – bei entsprechend starker Frequentierung des Steiges – muß aber eine größzügigere Zeitplanung einkalkuliert werden.
Nach diesem Abschnitt verläßt die Strada delle Alpini die senkrechten Wandfluchten des Elferkofels und führt in flacheres Gelände. Hier sieht man immer wieder Hinterlassenschaften des 1. Weltkrieges (Unterstände, Betonfundamente, Schützenstände).
Nach einem weiteren ansteigenden Wegstück erreichen wir die Elferscharte, welche nach etwa 3 Stunden Gehzeit zur Rast einlädt. Der weitere Weg zur Sentinella-Scharte verläuft ab hier nach Osten durch die Nordflanke des Elferkofels. Durch die Neuschneefälle eine Woche zuvor und das jetzt herrschende warme Wetter hat sich auf diesem Wegabschnitt glasiges Wassereis gebildet, wodurch ab hier der Einsatz von Steigeisen oder zumindest Grödeln sinnvoll ist. Da wir diese nicht dabei haben, beschließen wir von hier den Abstieg in das Fischleintal.
Steil und mit Seilversicherungen verläuft dieser Weg in Klettersteigmanier einen schmalen Einschnitt hinab. Nach etwa 150 Höhenmeten leitet dieser Felssteig auf die darunter liegenden labilen Schotterhänge über. Trotz neuer Wegbefestigungen ist dieser steile Wegabschnitt kein wirklicher Genuss. Nach etwa 45 Minuten wird das Gelände flacher und wir erreichen die Vegetationsgrenze. An einem Abzweig wechseln wir auf den Weg Nr. 124, welcher zum Parkplatz an der Talschluß-Hütte führt. Dieser Bereich wird derzeit zu einer Art Freilichtmuseum der ehemaligen Kämpfhandlungen im Dolomitenkrieg ausgebaut. Dem leichten Wanderpfad durch lichten Nadelwald folgend erreichen wir nach einer weiteren Stunde wieder den Ausgangspunkt unserer Tour.
Anmerkung:
Die Strada degli Alpini ist einer der bekanntesten Klettersteige der Dolomiten und sollte tunlichst außerhalb der Ferienzeiten begangen werden. Bei mittleren Schwierigkeiten ist eine Begehung dieses Eisenweges aber eine Genusstour für jeden Klettersteigfan.
Letzte Aktualisierung am 11.01.2023 18:09:51 Uhr
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